Jack, Jill oder doch einfach Sascha? Pseudonym – ja oder nein?

Sascha Dinse, Schriftsteller, Urban Horror und Science-fiction

Sascha Dinse, Schriftsteller, Horror und Science-fiction, BerlinPseudonyme sind grundsätzlich etwas Feines. Viele Schriftsteller*innen haben welche, manche verwenden sie ausschließlich, andere nur in bestimmten Bereichen. Ich kann verstehen, dass Autor*innen, die verschiedene Genres schreiben, nicht alles unter ihrem „echten“ Namen oder unter demselben Pseudonym herausbringen möchten. Was mich aber jedesmal auf’s Neue irritiert, ist die Wahl der Namen, die am Ende dabei herauskommt. Ohne hier jetzt ebenjene Namen zu listen, habe ich besonders in diversen Self-Publishing-Gruppen in Facebook schon jede Menge Pseudonyme gesehen, die eher zu Pornosternchen, denn zu halbwegs ernstzunehmenden Autor*innen (ja, ich schließe hier die Männer mit ein) passen würden. Ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber das schrammt oftmals haarscharf am Rande der Lächerlichkeit entlang … ich kann Autor*innen, die sich einen derart klischeebeladenen, absichtlich (?) übertriebenen Decknamen zulegen, nicht wirklich ernstnehmen. Vielleicht ist das bei kitschiger Chick-Lit und den ganzen sehr expliziten Erotik-Schreibereien ja Teil des Konzepts, wer weiß?

Wenn schon ein Pseudonym, warum muss es denn oft ausgerechnet ein englisch klingender Name sein, den sich vorzugsweise deutsche Autor*innen aussuchen? Ist die Käufer*innenschaft tatsächlich so unfähig, zu einem Buch mit deutsch klingendem Autorennamen zu greifen? Assoziieren Käufer*innen mit englischen Namen eine bessere Qualität? Oder geht es um den Exotik-Faktor (der spätestens dann wie eine Seifenblase zerplatzt, wenn man sich das Impressum der jeweiligen Autorenseite anschaut)? Ich käme jedenfalls nie im Leben (und darüber hinaus auch nicht) auf die Idee, mir ein englisches Pseudonym zuzulegen, nur um „cooler“ zu klingen.

Nun gut, die Genres, die ich schreibe, liegen verhältnismäßig nah beeinander. Die inhaltliche Kluft zwischen surrealem Horror und leicht gruselig-dystopischer Science-fiction ist sicher kleiner, als würde ich auf der einen Seite Glitzervampir-Erotik-Schmonz und auf der anderen Splatter schreiben. Doch ich bin ja einer dieser Schriftsteller, die ihrem Publikum eine gewisse geistige Kompetenz unterstellen. Ich gehe davon aus, dass meine Fan*innen (yeah, gendering ’til you drop!) in der Lage sind, einen Klappentext zu lesen und sich grundlegend darüber zu informieren, worum es in einem meiner Bücher geht. Gleichzeitig kann ich es nur sehr eingeschränkt nachvollziehen, dass manche Autoren wild durch alle möglichen Genres springen. Das liegt mir nicht. Doch selbst wenn ich das täte, mir für jede Stilrichtung möglicherweise noch je ein separates Pseudonym zuzulegen – das wäre mir zu mühsam. Vom Marketing mal ganz abgesehen. Man hat ja in der Flut von Veröffentlichungen schon genug zu kämpfen, sich mit nur EINEM Namen zu etablieren. Teilt man das dann noch auf Pseudonyme auf – puh, das wird dann richtig anstrengend.

Einer der Gründe (vielleicht der einzige?), aus denen sogar ich ein Buch unter Pseudonym veröffentlichen würde, wäre, wenn die Erzählperspektive z.B. die einer Frau wäre. Ich schreibe bekanntlich immer aus der ersten Person, das heißt, dass der Erzähler immer ich bin. In verschiedenen Inkarnationen natürlich. Sollte ich nun etwas aus der Sicht einer weiblichen Person schreiben … es wäre dann naherliegerweise ein weibliches Pseudonym. Nicht, dass so etwas geplant wäre … nein, total überhaupt gar nicht … vergesst das einfach. Aber das wäre eine Situation, in der ich das in Betracht zöge, weil es (so absurd das klingen mag) glaubwürdiger wäre. Rollenübernahme 2.0 gewissermaßen. Und wenn ich schon in sämtlichen Pen’n’Paper- und Computerrollenspielen immer die Frauen spiele, wäre es sogar konsequent.

Aber wie gesagt, vergesst es wieder. „Ich bin nicht die Dryade, die Ihr sucht.“


4 Antworten zu “Jack, Jill oder doch einfach Sascha? Pseudonym – ja oder nein?”

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