Wie aufmerksamen Leser*innen meines Blogs sicher nicht entgangen ist, wird „Endstation“ Anfang 2016 in der nächsten Ausgabe der „Zwielicht“-Reihe erscheinen. Doch bis es soweit ist, steht noch Arbeit an. Zwar investiere ich viel Zeit in das Konstruieren komplexer Geschichten, die gespickt sind mit Kleinigkeiten, die am Ende alle einen Sinn ergeben, diversen Twists und Enden, die vielleicht kein Leser so erwartet hätte – aber all meine Zeit, mein Herzblut und mein Perfektionismus sollten nicht darüber hinweg täuschen, dass auch ich nur ein Mensch bin. Ich merke das häufig, denn je mehr ich in die Geschichte involviert bin, desto weniger objektiv bin ich, was die Lesbarkeit und Konstruktion angeht. Was jetzt nicht heißt, das meine Geschichten schrecklich zu lesen wären, im Gegenteil (hoffe ich zumindest). Doch ein externer Blick auf das Ganze ist ungemein hilfreich.
Daher freue ich mich, wenn die Verlage, die meine Geschichten in Anthologien herausgeben, sich ein gutes Lektorat leisten. Lektorat bedeutet dabei nicht, wie oft angenommen, eine Rechtschreibkontrolle, sondern vielmehr ein Eintauchen in den Kontext, ein Sich-Auseinandersetzen mit der Struktur des Textes. Dabei haben Lektor*innen aus meiner Autorensicht den Vorteil, dass sie unbeeinflusst vom Hintergrund des Schreibens an den Text herangehen können. Besonders bei „Endstation“, dessen Plot sich eigentlich erst beim zweiten Lesen richtig offenbart, stecke ich als kreativer Kopf hinter der Geschichte einfach viel zu tief in der Materie. Tunnelblick, Betriebsblindheit, nennt es, wie ihr wollt. Mir fallen einige Dinge, wie z.B. die Verwendung wiederkehrender Formulierungen, beim Lesen viel weniger stark auf als jemandem, der nicht die ganze Zeit beim Lesen den Subplot der Geschichte im Hinterkopf hat. (Ich weiß ja bereits, was da steht, daher lese ich es auf eine völlig andere Art und Weise, als jemand, der sich nicht bereits seit Monaten mit dem Plot beschäftigt hat.) Daher braucht aus meiner Sicht jeder Schriftsteller ein gutes Lektorat.
Vor einigen Tagen erhielt ich Feedback von einer Lektorin, die sich mit „Endstation“ auseinandergesetzt hatte. Neben Lob für die Geschichte und meinen Schreibstil, führte sie natürlich auch Dinge an, die ich noch verbessern könnte. Gleichzeitig meinte sie, dass ich gegebenenfalls erst mal drüber schlafen sollte, bevor ich mir ihre Anmerkungen zu Herzen nehme. Es gäbe Autoren, die mit so etwas sehr persönlich und dünnhäutig umgehen. Sie tastete sich erst einmal an mich heran, um herauszufinden, wie ich so ticke. Wer mich näher kennt weiß, dass ich zwar auch meine charakterlichen Ecken und Kanten habe, generell aber ein positiver und konstruktiver Mensch bin. Solange mir Kritik hilft, die Dinge, die ich tue, noch besser zu machen, nehme ich sie gern an. Genauso war es mit den Anmerkungen zu „Endstation“. Das Lektorat findet von einem Punkt außerhalb der Geschichte statt, von einer Position, die ich als Autor nicht einnehmen kann. Daher ist es vielleicht etwas unangenehm, wenn bestimmte Formulierungen oder sprachliche Strukturen kritisiert werden, gleichzeitig ist es aber auch absolut notwendig. Schließlich schreibe ich ja nicht (nur) für mich selbst, sondern für meine Leser*innen. Diese sollen nicht nur eine inhaltlich dichte und packende Geschichte vorgesetzt bekommen, sondern auch sprachliche Eleganz spüren, die das Ganze am Ende nicht nur gut, sondern besser macht.
So heißt es dann also für mich in den nächsten Tagen, das Feedback meiner Lektorin umzusetzen und gemeinsam mit ihr aus „Endstation“ einen weiteren Meilenstein meiner Schriftstellerkarriere zu machen. Ja, ein wenig Pathos dann und wann schadet nicht 🙂